15 – Was sind Agenten? Wenn LLMs mehr als nur antworten

Teil 15 der Serie: Die Mathematik hinter großen Sprachmodellen verständlich erklärt

30 Juli 2025
Wolf galetzki datista speaker

Wolf Galetzki

Datista® – Growth through Data & AI

Mathematik der sprachmodelle
Teil 15 von 20 der Serie: Die Mathematik hinter LLMs

Ein Chatbot, der Informationen liefert, ist hilfreich.
Aber ein Agent, der aktiv entscheidet, Aufgaben übernimmt und Tools nutzt, ist transformativ.

Der Unterschied zwischen einem Bot und einem Agenten?
Eigeninitiative, Kontextverständnis – und Toolkompetenz.

In diesem Teil klären wir:

  • Was LLM-Agenten sind und wie sie funktionieren
  • Wie sie sich von einfachen Prompts unterscheiden
  • Welche Frameworks und Tools du brauchst
  • Und wo die echten Potenziale – und Risiken – liegen

Was ist ein LLM-Agent?

Ein Agent ist ein LLM mit Gedächtnis, Ziel und Werkzeugkasten.

Er agiert nicht auf einen einzigen Prompt – sondern in mehreren Schritten, trifft Entscheidungen und nutzt externe Tools, um Aufgaben zu erfüllen.

📌 Merkmale eines LLM-Agenten:

  • Zielorientiert: verfolgt ein klares Ziel
  • Kontextsensitiv: kennt Verlauf & Zwischenzustände
  • Toolfähig: kann APIs, Datenbanken, Browser etc. nutzen
  • Entscheidungsfähig: wählt nächste Aktionen aktiv aus

Beispiel: Unterschied Prompt vs. Agent

AktionPrompt-only-ModellAgent
„Finde die günstigsten Zugverbindungen morgen früh.“Gibt allgemeine Hinweise oder BeispieleNutzt Fahrplan-API, filtert, prüft Uhrzeit, schlägt konkrete Verbindungen vor
„Erstelle mir eine Zusammenfassung meiner Meetings + leite wichtige Punkte an mein Team weiter.“Nur TextausgabeAnalysiert Protokolle, erstellt Summary, verfasst E-Mail, sendet via SMTP

Was braucht ein Agent?

Ein Agentensystem besteht aus mehreren Komponenten:

plaintextKopierenZielsetzung
↓
Planung (Welche Schritte sind nötig?)
↓
Toolauswahl (Welche API/Daten brauche ich?)
↓
Ausführung (Tool nutzen, Antwort prüfen)
↓
Speicherung / Übergabe / neuer Schritt

→ Entscheidungslogik kann regelbasiert, probabilistisch oder LLM-gesteuert sein.

Wichtige Frameworks und Tools

FrameworkBesonderheit
LangChainModular, mächtig, hoher Lernaufwand
CrewAIMulti-Agent, Rollenkonzepte, stabil
AutoGen StudioVisuelle Umgebung für Agenten
Haystack AgentsOpen-Source, für RAG und QA optimiert
DSPyAgentenlogik als deklarative Pipelines

→ Für Unternehmensprojekte mit Datenschutzfokus bietet sich oft eine individuelle Architekturberatung an (z. B. via Datista® – mit DSGVO-Fokus und modularen Setups).

Beispiel: Mehrstufiger Agent im Alltag

Use Case: Onboarding-Assistenz für neue Mitarbeitende

Aufgabe:
– Alle Infos bereitstellen
– Tools einrichten
– Willkommens-E-Mail verfassen
– Slack-Kanal beitreten lassen

Agentenlogik:

  1. Analysiert Position, Abteilung und Standort
  2. Greift auf HR-Datenbank zu
  3. Erstellt individuelle Aufgabenliste
  4. Sendet Willkommens-E-Mail
  5. Meldet User bei Slack, Jira und Wiki an
  6. Erstellt Kalender-Termine für Einführungen

→ Vollständig automatisiert, mit menschlichem Review

Risiken & Grenzen von Agentensystemen

RisikoGegenmaßnahme
EndlosschleifenMax. Steps definieren, Watchdog einbauen
FehlentscheidungenLogging + explizite Reviewpunkte
ToolmissbrauchToolzugriffe limitieren & validieren
Halluzinierte PläneZielvalidierung & Rückfragen zulassen
SicherheitslückenSandboxen, Token-Limits, Auditlogs

Agenten brauchen klare Grenzen und Regeln.
Sie sind keine autonomen Intelligenzen – sie simulieren Handlung.

Wann lohnen sich Agenten wirklich?

AnwendungAgenten sinnvoll?
Repetitive Aufgaben mit Abhängigkeiten✅ Ja
Schnittstellenarbeit (APIs, Systeme)✅ Ja
Strategische Entscheidungshilfe⚠️ Nur unterstützend
Kreative Aufgaben (Texte, Ideen)❌ Prompting reicht meist

Faustregel: Wenn der Ablauf klar, aber aufwendig ist → Agent.
Wenn viel Interpretation oder Fingerspitzengefühl gefragt ist → Mensch.

Praxiswissen aus der Beratung

Aus unserer Arbeit bei Datista® wissen wir:
Viele Unternehmen starten zu groß – mit zu vielen Rollen, Tools und Eventualitäten.

Besser:

  1. Einen klaren Agenten bauen
  2. Evaluieren (Qualität, Fehler, Effizienz)
  3. Rollout skalieren

→ Dabei helfen strukturierte Templates, Evaluierungsmethoden und angepasste Tool-Setups.

Fazit & Ausblick

Agenten sind die nächste Stufe der LLM-Nutzung – aber sie verlangen Planung, Struktur und Monitoring.

  • Agenten sind Werkzeuge, keine Zauberer
  • Gute Agenten machen kleine Aufgaben schneller, konsistenter, kontrollierbarer
  • Die Infrastruktur entscheidet über Skalierbarkeit und Sicherheit

In Teil 16 gehen wir noch einen Schritt weiter:
Prompt Engineering im Unternehmenskontext – systematisch, wiederverwendbar, robust.


FAQ – Häufige Fragen

Sind Agenten „autonom“?
Nein. Sie simulieren Planung und Entscheidung, folgen aber klaren Regeln und Eingaben.

Kann ein LLM mehrere Agentenrollen gleichzeitig übernehmen?
Ja – aber es ist oft besser, die Rollen zu trennen (z. B. mit CrewAI).

Brauche ich ein großes Modell wie GPT-4 für Agenten?
Nicht unbedingt. Viele Aufgaben funktionieren auch mit Mixtral, Yi oder Claude 3 Sonnet – besonders bei RAG-gestütztem Arbeiten.

Wie beginne ich konkret?
Starte mit einem kleinen Workflow (z. B. Meeting-Analyse → ToDos → Mailentwurf)
→ Dann evaluieren, verbessern, skalieren.
Oder: Beratung einholen, z. B. über Datista® – mit Fokus auf datensouveräne, modulare KI-Systeme.

Wolf Galetzki

Berät Unternehmen bei der Einführung von KI und Automatisierung. Als Gründer von Datista liegt sein Fokus auf datensouveränen, anpassbaren Lösungen.

Wolf galetzki datista speaker

Alle Artikel der Serie:

Die Artikelserie "Die Mathematik hinter LLMs" umfasst insgesammt 20 Artikel. Folgende Artikel sind bereits veröffentlicht: